Trondheim
Ende der achtziger Jahre wächst das Interesse, an einer Kunsthochschule zu lehren. Daraus folgt die Bewerbung auf eine Ausschreibung für eine Stelle an einer kleinen Kunsthochschule in Norwegen. Klaus Jung kennt Norwegen überhaupt nicht aber der Gedanke etwas ganz anderes als die Düsseldorfer Szene kennenzulernen, reizt ihn. Er bekommt die Stelle. Der ursprüngliche Plan ist, nach ein oder zwei Jahren wieder nach Deutschland zurückzukehren. Daraus werden dreizehn spannende Jahre in Norwegen und sieben faszinierende Jahre in Schottland.
Mit dem Umzug nach Trondheim wird ein zweites Atelier in Trondheim aufgeschlagen, zunächst zusätzlich zum Düsseldorfer Atelier. Doch bald wird klar, dass das Leben in Norwegen nicht nur eine kurze Übergangsepisode sein wird. Weil der Zugang zu gut eingerichteten Werkstätten für das Arbeiten mit Holz oder Metall an der Kunstakademie ideal ist, wird nach dem Anfangsjahr auch die vorlesungsfreie Zeit in Trondheim verbracht. Langsam vollzieht sich ein Interessenwandel von Skulptur zu Bild. Bild ist immer schon Teil der Skulpturen von Klaus Jung, als Inhalt oder als Hintergrund. Nun aber soll Bild alleine für sich stehen können.
Wenige Monate nach der Ankunft an der Kunstakademie in Trondheim will der damalige Rektor zurücktreten. Spontan erklärt sich Klaus Jung bereit, die Leitung zu übernehmen.
Trondheim
Interest in teaching at art schools increases towards the end of the 1980s. This leads to Klaus Jung answering an advertisement for a job at a small art school in Trondheim, Norway. He has never been to Norway before, and the idea of experiencing something different from the Düsseldorf scene is appealing. Having been offered the job, the plan is to return to Germany after about two years. This ends up being thirteen years in Norway and seven years in Scotland. 
With the move to Trondheim, a new studio is established. The art school provides access to well equipped workshops for work with wood and metal, leading to new sculptural work, and a slow shift of interest from sculpture to image begins. While image has often formed part of sculptures, as their content or background, the option of stand-alone images is now considered for the first time.
rote Skulpturen 
Die Arbeit der ersten Trondheimer Jahre schließt nahtlos an das Arbeiten in Düsseldorf an. Das Prinzip der Fassaden und Stühle wird weiter verfolgt. Durch Fotoserien, die in den Holzkonstruktionen platziert werden, wird erzählerischer Inhalt hinzugefügt. Die Holzkonstruktionen tragen wie übermächtige Rahmen den Inhalt und unterstreichen ihn. Das Abfotografieren eines Fernsehbildschirms während des laufenden Programms ergibt einen Fundus aus zeitgeschichtlichen Notizen. Es wird auch mit Collagen hinter Glas experimentiert. Eine Ausstellung der Lehrenden der Trondheimer Kunstakademie in der alten Bergarbeiterstadt Røros im Jahr 1990 hat - wenn auch ungeplant - das Abschließen mit skulpturalen Arbeiten eingeleitet.
red sculptures 
The first pieces made in Trondheim follow up on work made in Düsseldorf. The construction principle of Façades and Thrones is used. Photos are inserted as content; constructions form frames like the abstract lines in Reliefs. A new repository of contemporary notes-as-content is built up by taking photographs in front of TV programmes as they are screened. It is an intriguing pleasure to watch TV through a camera lens. Experiments with collages behind glass follow. An exhibition of the international artists teaching at Kunstakademiet i Trondheim, in the old mining city in Røros in the Norwegian mountains, marks the beginning of the end of sculptural working. 
Spiegel
Der Bildarchiv aus abfotografierten Fernsehbildschirmen wird weiter ausgebaut. Mit Freude wird durch die Linse das laufende Programm verfolgt: aktuelle Nachrichten, Kultur und Wissenschaftsprogramme, etwas Sport aber kein Spielfilm mit schauspielerischen Leistungen. Auf das Collagieren hinter Glas folgen repetierende Applikationen auf Spiegeln. Um den Inhalt der Fotos zu stören werden Muster in die Collagen geschnitten, die den Spiegel wieder frei legen, so dass sich die aktuelle Umgebung in den Collagen spiegeln kann. In regelmässigen Rastern auf Wandflächen verteilt, werden Gruppen der Spiegel 1990 sowohl im Trondheimer Atelier als auch im Düsseldorfer Atelier gezeigt und 1991 im Klingenmuseum der Stadt Solingen, Klaus Jung’s Geburtsort, ausgestellt. In dieser Ausstellung wird dem Spiegelsaal noch einmal eine Skulpturengruppe entgegen gesetzt.
Mirrors
The repository of photographs taken from the television is extended. Pictures from newsfeeds and programmes dealing with culture, economy, science and sport establish a representative mix of the discussions of the day. Following experiments with collage behind glass, photographs are applied in a set of nine identical pictures on mirrored tiles. A pattern is cut into the collage to disturb the content and reflect the surroundings. Groups of mirrors are arranged on the walls in regular patterns for exhibitions in the studios in Trondheim and Düsseldorf. This is repeated in an exhibition in the "Klingenmuseum“ in Solingen, Klaus Jung’s birthplace, in 1991, in which a hall of mirrors is juxtaposed with a set of ladder-like sculptures in a second room.
Horizonte 
In Trondheim eröffnet sich ab 1990 zum ersten Mal der Zugang zu Computern, zu digitalen Bildbearbeitungsprogrammen und zu Farbdruckern. Dem Wunsch, die Beziehungen zwischen geographisch oder architektonisch herausragenden Punkten in einer Landschaft zu untersuchen, kann auf neue Art nachgekommen werden. Schon als Student denkt Klaus Jung darüber nach, ob man aus Landschaftsmalerei vielleicht auch Landschaftsbildhauerei machen kann. Ausgelöst wird diese Faszination durch das Betrachten von schnell vorbeifliegenden Landschaften während schneller Autobahnfahrten. "Horizonte", ausgestellt im Düsseldorfer Atelier im Sommer 1992, kommt dieser Faszination und der neuentdeckten Welt der Bildmanipulation durch eine Serie von horizontalen und vertikalen Bildern ein gutes Stück näher. Aufnahmen von markanten Architekturikonen werden durch Rapport stark in die Länge gezogen. Nicht existierende Landschaften werden aus Bildern zusammengestellt, als horizontaler Gegenstrich. Die Rahmen, Holzkästen, mit grauem Gips überzogen, nehmen das dreidimensionale Denken noch einmal auf.
Horizons 
Trondheim provides access to computers, image enhancing programmes and colour printers for the first time. This facilitates the desire to explore the relationship between prominent geographical and architectural points in landscapes (previously revealed in Pier and Ocean). As student, Klaus Jung considered the ways in which landscape painting could be transferred into landscape sculpture. This fascination was triggered by the experience of speeding past landscapes during drives on German motorways. Horizons fulfils that desire to a new degree, taking advantage of fresh access to digital image manipulation. A series of stretched horizontal and vertical pictures is produced. Photographs of architectural icons are stretched to their extremes, using rapport patterns. As a horizontal counterpart, non-existent landscapes are constructed from photographs taken at non related places. Wooden boxes covered with grey plaster serve as frames, retaining a link to the three-dimensional thinking evident in former work.
Erinnerungen 
Besonders geformte Rahmen spielen auch 1993 bei der Ausstellung im Trondheimer Kunstmuseum eine Rolle; wieder aus Holz gebaut und mit grauem Gips überstrichen. Die Manipulation der Bilder wird komplexer. Die Landschaftspanoramen werden geknickt. Erste Versuche mit 3D Simulationen werden über die Bilder gelegt oder dienen als Hintergrund für performative Selbstporträts an Schreibtischen. Durch den Einsatz von digitalen Bildbearbeitungsprogrammen erhöht sich die Verwaltungshoheit über Bilder. Der Gegenstand der Abbildung tritt in den Hintergrund. Trotzdem erinnern die Bilder an etwas, aber die Frage nach dem Wahrheitsgehalt einer Erinnerung spielt keine Rolle mehr. Eine Reihe von digitalen Skizzen und Fingerübungen haben die Ausstellung im Kunstverein Trondheim vorbereitet. Die klare Symmetrie des Ausstellungsraumes wird unterstrichen, indem das Arrangement der Bilder und Rahmen verdoppelt und gespiegelt wird.
Memories 
Specially shaped frames, built from wood covered with grey plaster mark an exhibition at the art museum in Trondheim in 1993. The manipulation of images becomes more complex. Panoramic landscapes are bent, early attempts at 3D simulation are inserted as additional layer over pictures and serve as the background for a number of photographic portraits of the artist at various desks. Deploying image enhancing programmes increases the sovereignty of the viewer over images. The object of photographs loses its importance. Although the pictures continue to trigger memories, questions about the truth of images ceases to matter. A number of digital sketches paves the way for the exhibition at the art museum in Trondheim. The setup of the pictures in their frames mimics and enhances the overwhelming symmetry of the exhibition space. 
Zettelwand
Große Mengen von Bildern werden zu Zettelwänden. Einfache schwarz-weiße Laserprints werden nach einem Zufallsprinzip durch Würfelentscheid in einem festgelegten Raster verteilt. Die Distanzierung vom Bildinhalt wird durch simple digitale Manipulationen und durch gestisches Überstreichen mit klarem und farbigem Lack erreicht. Aus Anlass eines Fellow-Aufenthalts am Art Department der Ohio-State-University in Columbus Ohio im Jahr 1993 wird die Zettelwand nicht direkt auf die Wände der Universitätsgalerie geklebt sondern auf einen Hintergrund aus Gipskarton. Die beklebten Platten sind das Material für weitere Arbeiten im Laufe des dreimonatigen Aufenthalts. Sie werden zu Quadraten geschnitten und gerahmt und aus ihnen wird ein Portikus gebaut. Der porch ist der Eingang zu so vielen Häusern in diesem Teil der USA.
Noticeboard
Large amounts of black and white laser prints of images are arranged on noticeboards. Dice are used to determine their random pattern. Simple manipulations of the image and an overlay of brush-strokes with varnish and red enamel creates distance from the content of the photographs. On the occasion of an exhibition at Hopkins Hall Gallery at the art department of Ohio State University (OSU), the noticeboard is not applied directly onto a wall but to plasterboard leaning against the walls. The boards with collages on them are reused during the course of a stay at OSU. They are cut into squares as framed pictures and used to build a mock porch, of the kind common to many houses in that part of the US. (1994)
Projektionen 
Eine vierwöchige Reise durch einige der großen Städte der USA ist der Abschluss des Aufenthalts in Columbus Ohio. Es beginnt das sammelnde Fotografieren, aus dem mittlerweile das umfangreiche Archiv entstanden ist, aus dem die Bilderbund-Alben schöpfen. 1994 sind Dias das Resultat des Fotografierens. Fünf Karussell-Diaprojektoren projizieren übergroße Bildstreifen. Die Dias sind so arrangiert, dass sie entweder durch Wiederholung und Spiegelung distanzierende Muster erzeugen oder lange inhaltliche Streifen ergeben. Die Projektoren werden manuell performativ geschaltet. Die klickende Geräusche im Fünfer-Rhythmus unterstreichen die Dramatik der übergroßen Projektion in einem dunklen Raum.
Projections 
A four-week trip to some of the major US cities concludes the visit to Columbus. This marks the start of conceiving photographs as a collection, which later leads to the digital archives used as source material for Picture Leagues. In 1994, photography leads to slides. Five carousel projectors produce large stripes of lighted images in a space. The slides are arranged in such a way that repetition and mirroring create distancing patterns or extended panoramic views. The projectors are operated manually. The clicking sound underlines the dramatic appearance of the oversized projections.
Gray Line 
Der Titel "Gray Line" erinnert daran, wie Sightseeing Busse in vielen USA Städten genannt werden.  Die Dias der Amerikareise kommen in digitalisierter Form noch einmal zum Einsatz. Die Aufnahmen werden vor Ort oft als panoramische Abfolge gemacht und nun wieder zu Streifen zusammengesetzt. Fotos von Architekturen werden digital in die Länge gezogen und verformt. Zusammen ergibt sich daraus eine Matte von Bildern die mit simulierten Rahmengestängen als Träger für gestische Selbstporträts überzogen werden. Die Einzelbilder sind farbige Inkjet-Drucke auf gelblichem Papier. Als Grundraster dienen quadratische Rahmen von 30 cm x 30 cm, die neben dem Rechteckformat der Bilder einen Schlitz beinhalteten. Der Schlitz kann oben, unten, rechts oder links liegen und bildet den Anschluss an die angrenzenden Bilder. Die Rahmen sind aus Stahlprofilen geschweißt und werden einzeln direkt auf die Wand geschraubt. Trotz Anschliff zeigte sich schnell wieder Rost. Die gesamte Arbeit besteht aus insgesamt 303 Rahmen und ist fünfzehn Meter lang und drei Meter hoch. Sie wird 1995 in der Projekthalle der Trondheimer Kunstakademie und 1996 in der Städtischen Gallerie im Lenbachhaus in München gezeigt.
Gray Line 
In many US cities, the sightseeing bus is called the gray line. Slides from the trip through US cities are reused in a digitised form. Many photographs were taken on site, to make up a panoramic view which is assembled as a single digital file. In addition Photos from buildings are stretched and deformed digitally. Together they form a mesh of pictures, which is covered by virtual frames containing gestural self portraits. The mesh is made up of small format images, printed as individual sheets on simple ink-jet printers. The frames are constructed from metal, each containing one sheet. With a basic pattern of 30 cm x 30 cm, each frame contains a picture and an empty slot. The frames can be arranged so that the slot appears at the left, right, top or bottom. Despite differences in configuration, the frames align the pictures to form a mesh. The frames are slightly covered with rust and drilled to the wall individually. The whole piece contains 303 frames and measures 15 m by 3 m. It is exhibited in the project hall of Kunstakademiet i Trondheim in 1995 and at Städtische Gallerie im Lenbachhaus in Munich in 1996.
ständig gestört
Das Prinzip der Bildmatten in einzelnen quadratischen Stahlrahmen liegt auch einer Serie von sechzehn Arbeiten zu Grunde, die 1995 entstanden sind. Das Wiederholen von Bildern, panoramischen Streifen und Architekturverformungen sorgt für inhaltliche Distanz, die durch darüber gelegte Zeichnungen verstärkt wird. Die Existenz in digitaler Form erinnert  daran, dass Format und reale Existenz vielfältig sein können.
persistent disturbance
The principle of a mesh of pictures in single square frames informs a set of sixteen works produced in 1995. Repeating images, panoramic stretches and digital deformation of architectural images creates distance from the represented content, which is enhanced by overlaying drawings.
eingehängt 
Grobe Überzeichnungen irritieren die Erwartungen an den Wahrheitsgehalt von Bildern auch in dieser Serie. Jeweils zwei Fotografien werden zu Quadraten vergrößert und ineinander verschränkt. Der Ausdruck erfolgt wieder als inkjet Print in A4 Größe. Die Rahmen werden zu einem Ganzen  im Format von ungefähr 180 cm x 180 cm verbunden. Eine Auswahl aus der Serie wird  1995 im Kunstverein in Oslo gezeigt.
hinged
Rough gestural drawings disrupt expectations of content and truth in this series. In each piece within the series, two disparate photographs are enlarged to a square and hinged to each other. Simple ink-jet prints are placed in frames which are welded together to a format of 180 cm x 180 cm. Samples from this series are exhibited at Kunstverein Oslo in 1995.
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