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Die Bilderflut der Serien wird durch kleine Texte herausgefordert. Sie stellen nicht den Anspruch poetisch oder wissenschaftlich zu sein. Es sind einfach nur Gedankenprotokolle, oft angereichert durch kleine Recherchen. Dahinter steckt die Erfahrung, dass Kunst dann aktiviert, wenn sie Denken und Lernen auslöst. Schon immer war ich dann mit dem Besuch einer Ausstellung oder der Erfahrung einer anderen Form der Präsentation von Kunst am meisten zufrieden, wenn ich selber dazu gebracht wurde zu denken. Das steht eher im Gegensatz zur klassischen Bildanalyse, die beschreibt, kontextualisiert und interpretiert. Mich interessiert es mehr, weiter getragen zu werden, über die KünstlerIn und die Kunst hinaus, um sowohl meine eigene Erfahrungskollektion als auch die Darbietung in Frage stellen zu können. Daraus entsteht Neues, etwas das zumindest ich so bisher noch nicht gedacht habe, also die aktivste und eigenständigste Form des Lernens.
Daher ist auch die Verbindung zwischen Text und Bild auf keine Fall direkt. Der Text erklärt die Bilder nicht und die Bilder illustrieren nicht den Text. Aber auch ohne starke familiäre Bindung brauchen sie einander. Das Prinzip der Serie erlaubt es den Gebrauch von Bildern expansiv zu gestalten. Auch die Texte dürfen mäandern und vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Sie können den Ausgangspunkt in den Bildern nehmen. Sie können aber auch Themen aufgreifen, die durch meine Ängste und Bedenken gegenüber konkreten zeitgeschichtlichen Ereignissen ausgelöst werden. Das verbindende ist dann in erster Linie eine chronologische Gleichzeitigkeit. Es beschäftigt mich, was um mich herum geschieht. Das kann zu Bildern führen, aber eben auch zu Texten. Beides sind verschiedene Formen des Denkens.
Bereits 1999 gab es einen Versuch Textschnipsel und Bilder in einem offenen Verhältnis zusammenzubringen. „Album 99”, produziert mit Unterstützung der Kunsthøgskolen i Bergen, zitiert Bilder aus der Produktion des Jahres 1999 und würzt sie mit Ausschnitten aus Tagebuch- und Reisenotizen. Ein Textbeispiel aus „Album 1999” befragt die Verarbeitung von visuellen Eindrücken: vor, während und nach dem Eindruck. Also den Augenblick des Sehens - etwas fällt auf -, den Blick durch die Kamera - also die Selektion - und das Bearbeiten und Verarbeiten von Bildern, die Reflektion: Die meisten Versuche, einer Wahrheit nahe zu kommen, produzieren Löcher. Und was passiert im Atelier? Eine Italienreise war obligatorisch für Maler im 19. Jahrhundert, um dann zu Hause in Kopenhagen ein paar Veduten aus der Erinnerung zu malen. In der Romantik hat man mit Vorliebe Zusammenhänge konstruiert. Es ist also stink-normale Kunst, was ich mache. Der Rückschluss kann aber auch sein, daß es keine fertigen Zusammenhänge gibt und, daß man sich nicht an einem Gruppenverhaltenskodex orientieren kann. Hier ist es wieder, das „unbedingt anders sein wollen.” Aber „Aufmerksam sein” möchte ich an die Stelle von „Aufmerksamkeit erregen wollen” setzten.
Und dann ist da dieses Buch. Bisher habe ich in erster Linie Bilderbücher als Zusammenfassung von gemachten Serien produziert. Was hat mich dazu getrieben, plötzlich Texte einzufügen, was mich - mit vielen Unterbrechungen - gut sechs Monate beschäftigt hat. Die meisten Texte haben mit den präsentierten Bildern doch gar nichts zu tun. Sie erklären nicht und sie interpretieren nicht. Leisten sie dann einen Beitrag? Vielleicht wollte ich einfach ein Ventil für das finden, was parallel zum Produzieren von Bildern in mir passiert. Gedanken mäandern und beschäftigen sich mit dem, was um mich herum geschieht, was ich lese und was ich erfahre. Dadurch sind die Texte doch so eng mit den Bildern verbunden, wie meine Gedanken mit Kunstwerken und Ausstellungen verbunden sind, die ich besuche. Auch hier lösen sich die Gedanken von dem, was ich unmittelbar sehe. Mein Denken schweift zwar möglicherweise ab, aber es wird auf jeden Fall durch das Gesehene hervorgerufen. Sie springen aus dem Boot und schwimmen selbständig daneben her, damit sie sich zu eigenen Ufern aufmachen können.
In „Im Gegenzug“ bediene ich mich einiger Ordnungskategorien, die man für die Musik und das Komponieren entwickelt hat: Partitur und Satz. Die einzelnen Bildlagen bezeichne ich als Stimmen. Da lag es nahe, die einzelnen Bildkompositionen zeitgenössischen KomponistInnen zu widmen, deren Musik ich begegnet bin, und die einen Eindruck auf mich hinterlassen haben. Die Benennung hat das Bedürfnis geweckt, etwas weiter zu suchen: In welchem Zusammenhang haben sie sich entwickelt? Was haben sie selber zu ihrer Musik gesagt? Wie ordnen sie und andere ihre Musik ein? Welche Beziehungspunkte finde ich zur visuellen Kunst? Diese Recherche war eine bereichernde Erfahrung und hat die Neugier geweckt, wie diejenigen, die jetzt in den Kompositionsklassen der Musikhochschulen lernen, in Zukunft mit Musik umgehen werden.
Das Buch „Verhaltensmuster" enthält die vollständigen Texte und ist im Shop erhältlich.
EN
The deluge of images in the series is challenged by small texts. They do not claim to be poetic or scientific. They are simply thought protocols, often enriched with small researches. Behind this lies the experience that art is activated when it triggers thinking and learning. I have always been most satisfied with the visit to an exhibition or the experience of another form of art presentation when I was prompted to think myself. This stands more in contrast to classical image analysis, which describes, contextualises, and interprets. I am more interested in being carried further, beyond the artist and the art, in order to question both my own collection of experiences and the presentation itself. From this emerges something new, something that I haven't thought of before, at least not in this way—a form of learning that is the most active and independent.
Therefore, the connection between text and image is by no means direct. The text does not explain the images, and the images do not illustrate the text. However, even without a strong familial bond, they need each other. The principle of the series allows for an expansive use of images. The texts, too, are allowed to meander and digress. They can take their starting point from the images, but they can also address topics triggered by my fears and concerns about specific contemporary events. The connecting factor is primarily a chronological simultaneity. I am preoccupied with what is happening around me. This can lead to images, but also to texts. Both are different forms of thinking.
My first attempt to bring snippets of text and images together in an open relationship happened already 1999. "Album 99," produced with the support of the Kunsthøgskolen i Bergen, quotes images from the production of the year 1999 and spices them up with excerpts from diary and travel notes. An example text from "Album 1999" questions the processing of visual impressions: before, during, and after the impression. So, the moment of seeing - something catches the eye -, the view through the camera - the selection - and the editing and processing of images, the reflection:
Most attempts to approach a truth produce gaps. And what happens in the studio? An Italian trip was mandatory for painters in the 19th century, to then paint a few vedute from memory back home in Copenhagen. In Romanticism, one constructed connections with pleasure. So, what I'm doing is just plain ordinary art. However, the conclusion can also be that there are no ready-made connections and that one cannot orient oneself to a group behaviour code. Here it is again, the "desire to be absolutely different." But I would like to replace "wanting to attract attention" with "being attentive."
And then there's this book. So far, I have primarily produced picture books as summaries of series I have created in the last years. What drove me to suddenly insert texts again, something that has occupied me for about six months, albeit with many interruptions? Most of the texts have nothing to do with the presented images. They do not explain, and they do not interpret. Do they contribute anything then? Perhaps I simply wanted to find an outlet for what happens within me parallel to the production of images. Thoughts meander and engage with what is happening around me, what I read, and what I experience. As a result, the texts are closely connected to the images, just as my thoughts are connected to artworks and exhibitions I visit. Here too, thoughts detach from what I immediately see. My thinking may wander, but it is definitely triggered by what I see. They jump out of the boat and swim alongside independently so that they can make their way to their own shores.
In "In Return," I draw on some organisational categories developed for music and composition: score and movement. I refer to the individual layers of images as voices. It seemed fitting to dedicate the individual image compositions to contemporary composers whose music I have encountered and who have made an impression on me. The naming sparked the desire to explore further: in what context have they developed? What have they themselves said about their music? How do they and others contextualise their music? What points of connection do I find with visual art? This research has been an enriching experience and has sparked curiosity about how those currently studying in composition classes at music conservatories will engage with music in the future.
The book "Behaviour Patterns" contains the complete texts and is available in the shop.