Zweite Meinung
Zwei Fotografien oder Ausschnitte von Fotografien werden in einer vorher festgelegten Proportion nebeneinander gesetzt. Sie nehmen keine beabsichtigten inhaltlichen Bezüge auf. Die Paare folgen formalen kompositorischen Kriterien. Zum Beispiel werden Linien des einen Fotos im zweiten fortgesetzt. Das fördert das Verschmelzen der Fotos, obwohl sie an unterschiedlichen Orten entstanden sind. Oder es wird einem frontal angelegten Foto eine räumliche Diagonale gegenübergestellt, damit künstlich Tiefe entsteht. In anderen Blättern liegt ein Detail aus der Nahsicht neben einer von hohem oder fernem Blickpunkt aufgenommenen Übersicht.
Wie eine Unterschrift oder ein Bildtitel wird jeder Foto-Kombination eine grafische Zeile unter gelegt. In Erinnerung an Friese und Architekturdekor rahmen zwei Bänder mit geometrischen Mustern einen Streifen mit ausgewählten Piktogrammen ein. Jeweils zwei Piktogramme werden in entsprechendem Rhythmus wiederholt. Während figürlicher Rapport an Kathedralen und Kirchen die christliche Geschichte erzählen, folgt die narrative Zusammenstellung der Piktogramme eher den Prinzipien der Poesie des Surrealismus. Ähnlich wie in der Gegenüberstellung der Fotografien suchen wir automatisch nach Bezügen. Es gibt sie aber nicht. Sie sind nicht bewusst hergestellt worden.
Der Gesamtbild-Charakter der Blätter wird unterstrichen, indem das Feld der fotografischen Paare durch zwei Schichten von Zeichnungen in zwei unterschiedlichen Farben überlagert wird. Auch die Zeichnungen wiederholen Elemente in einem Rapport, der allerdings wesentlich unregelmäßiger ist als der der Friese. Die untere Schicht ist mit digitalen Zeichenwerkzeugen entstanden. Die darüber liegende Schicht basiert auf Handzeichnungen mit Aquarell, Tusche, Kohle und Tinte, die eingescannt und den digitalen Dateien hinzugefügt worden sind. In einer zweiten Version werden die Überlagerungen als Unikat mit Bootslack und Ölfarbe erstellt.
Die dualen Kombinationen der Fotos, die darunter gelegten Friese und die darüber gelegten Zeichnungsschichten wirken den Fragen nach dem Aufgenommenen, die automatisch unsere erste Reaktion auf Fotografien sind, entgegen, und versuchen auf veränderbare Standpunkte und einen vorurteilsfreien Umgang mit der Komplexität von Welt vorzubereiten. Sie verbinden eine Haltung, die einen Repräsentationscharakter von Bildern negiert, mit der Lust am Erzählen, auch wenn die Narrationen keinen eindeutigen Sinn ergeben.
Die dualen Kombinationen der Fotos, die darunter gelegten Friese und die darüber gelegten Zeichnungsschichten wirken den Fragen nach dem Aufgenommenen, die automatisch unsere erste Reaktion auf Fotografien sind, entgegen, und versuchen auf veränderbare Standpunkte und einen vorurteilsfreien Umgang mit der Komplexität von Welt vorzubereiten. Sie verbinden eine Haltung, die einen Repräsentationscharakter von Bildern negiert, mit der Lust am Erzählen, auch wenn die Narrationen keinen eindeutigen Sinn ergeben.
Die Serie besteht aus 75 Bögen, 50 cm x 50 cm, inkjet auf Kunstdruckpapier oder Fotodrucke auf Aluminium und hinter Acrylglas montiert
Second opinion
Two photographs or photo-clippings are set side by side in a pre-determined proportion. There is no textual reference. The pairs rather follow formal compositional principles. For example: Lines from photo one are continued in photo two. This promotes the merging of the photos, although they have been made at complete different sites in the first place. Or: A photo with a flat frontal view is juxtaposed with a spacial diagonal. This conveys artificial depth. Or: a close up detail sits next to a detail which originated from a high or distant overview.
A graphical ribbon has been added under each pair of photos like a signature or a comment. Two bands of geometrical patterns frame a pictogram line, reminding of architectural decor. The pictogram shows a repetitive pattern. Figurative rapport decorating the architecture of cathedrals or churches tell the story of Christianity. In this case the narrative leans to the principles of surrealistic poetry. We look for textual references. But there is none. At least none, which has been constructed on purpose.
The field, where the photography-pair sits, gets an overlay of two drawings in different colours. This boosts the merger of individual images into one picture. Like the graphical ribbon the drawings have a repetitive character, this time more irregular. One layer is drawn with digital tools, the other is a scan from ink-, pencil-, watercolour-, and charcoal-drawings. In a special edition an additional layer of oil paint brush-strokes is superimposed.
The field, where the photography-pair sits, gets an overlay of two drawings in different colours. This boosts the merger of individual images into one picture. Like the graphical ribbon the drawings have a repetitive character, this time more irregular. One layer is drawn with digital tools, the other is a scan from ink-, pencil-, watercolour-, and charcoal-drawings. In a special edition an additional layer of oil paint brush-strokes is superimposed.
The dual composition of the picture, the underlining ribbon and the layered drawings counteract the question for the what and where of a photograph. They refer to the changeability of standpoints and support an unbiased handling of a complex world. They combine the stance of rejecting representational qualities of pictures with a lust for storytelling, even, when the stories do not make obvious sense.
75 sheets, 50 cm x 50 cm, inkjet prints on paperer photographic prints mounted on aluminium and behind acrylic glass