Anthologie universeller Besonderheiten - 2020
Anthologie universeller Besonderheiten überträgt die komplexen Erzählstrukturen lateinamerikanischer Telenovelas in bildnerische Prinzipien. Statt auf lineare Handlung setzt das Projekt auf überlagerte Bildstränge und perspektivische Ausschnitte, die sich erst im Gesamtblick zu einem interpretierbaren Muster verdichten. Die Struktur ersetzt die Story – und stellt die Frage, ob visuelle Komplexität ähnliche Sogwirkung entfalten kann wie melodramatische Wendungen.
Fünf Staffeln mit je zwölf Folgen bilden das visuelle Format. Jedes Bild existiert primär als digitale Datei, kann aber auch als großformatige Vliestapetenarbeit realisiert werden – direkt auf die Wand appliziert und malerisch überarbeitet. So entsteht ein ortsgebundenes Unikat, das sich nicht reproduzieren lässt. Diese Praxis nimmt Bezug auf frühere Wandarbeiten der 1980er Jahre.
Zwischen den Staffeln dieser Bildnovelle finden sich Kurzfassungen klassischer Telenovelas aus Mexiko. Sie übernehmen die Rolle der „Was bisher geschah“-Rückblicke, wie sie den neuen Folgen im Fernsehen oft vorangestellt sind. Leidenschaft, Intrige, Aufstieg und Fall – komprimiert in fünf exemplarischen Geschichten, die den melodramatischen Unterstrom der Serie spiegeln und zugleich ironisch brechen.
Das begleitende Buch enthält sämtliche Folgen und Texte. Es kann im Shop erworben werden.
Staffel Eins
Corazón salvaje 1993
Corazón salvaje erzählt die dramatische Geschichte zweier Halbbrüder, die ohne ihr Wissen um dieselbe Frau konkurrieren – und dabei Opfer eines Netzes aus familiären Geheimnissen, gesellschaftlichen Zwängen und unerwiderten Versprechen werden.
Juan, unehelicher Sohn eines Großgrundbesitzers, wächst ungeliebt und verstoßen auf. Nach Jahren in Armut kehrt er als reicher, aber gebrochener Mann zurück – nur um festzustellen, dass die Frau, die ihm einst ewige Liebe versprach, nun die Ehefrau seines Halbbruders Andrés ist.
Monica, ursprünglich Andrés’ Verlobte, tritt in das emotionale Chaos ein, als sie Juan aus Pflichtgefühl heiratet – nur um dann doch echte Gefühle zu entwickeln. Während Intrigen, Eifersucht und Missverständnisse die Figuren in immer tiefere Verstrickungen treiben, stellt sich die Frage, ob wahre Liebe unter solchen Bedingungen überhaupt möglich ist.
Staffel Zwei
Rubí 2004
Rubí ist die Geschichte einer ebenso schönen wie berechnenden Frau, die alles opfert, um reich zu werden – und am Ende alles verliert.
Rubí nutzt ihre Freundschaft mit der wohlhabenden, aber gehbehinderten Maribel, um reiche Männer kennenzulernen. Sie liebt den Arzt Alejandro, entscheidet sich aber für dessen reichen Freund Héctor – und verlässt Maribel am Altar.
Die Ehe mit Héctor bringt Rubí Reichtum, aber keine Erfüllung. Als Alejandro Jahre später reich und verlobt zurückkehrt, beginnt Rubí ein gefährliches Spiel mit Lügen, Eifersucht und Betrug.
Ein tödlicher Unfall, eine gestohlene Vaterschaft, ein geplatzter Börsencoup und ein dramatischer Sturz zerstören Rubís Leben – Schönheit, Kind und Reichtum gehen verloren.
Am Ende lebt sie vernarbt und isoliert. Ihre Nichte Fernanda scheint ihr Ebenbild – und vielleicht auch ihr zweites Leben.
Staffel Drei
La Usurpadora 1998
La Usurpadora erzählt vom perfiden Rollentausch zweier ungleicher Zwillingsschwestern.
Paola ist First Lady Mexikos – reich, unglücklich und bereit, alles zu opfern, um mit ihrem Geliebten zu fliehen. Als sie entdeckt, dass sie eine Zwillingsschwester hat, zwingt sie Paulina, für kurze Zeit ihre Rolle zu übernehmen – doch der Plan schlägt fehl. Paulina überlebt ein Attentat, übernimmt das Leben ihrer Schwester und nutzt die neue Position für soziales Engagement.
Paola kehrt zurück, wütend über die „Usurpation“ ihres alten Lebens, doch ihre Mordversuche scheitern. Während sich Paulina und der ermittelnde Sicherheitsbeamte Facundo näherkommen, verliert Paola zunehmend die Kontrolle.
Ein letztes Täuschungsmanöver führt zum endgültigen Rollentausch – zumindest vorübergehend. Die Schwester, die einst nur fliehen wollte, kehrt verändert zurück.
Staffel Vier
Amor en Silencio 1998
Eine tragische Familiengeschichte über Generationen hinweg: Marisela und Fernando lieben sich gegen den Willen ihrer Familien. Doch ihre geplante Hochzeit endet in einem Blutbad – Mariselas eifersüchtige Schwester Mercedes erschießt beide, und Mariselas Mutter stirbt vor Schock. Ihre Tochter Ana wächst fernab in einem Internat auf, kehrt Jahre später zurück und wird zur Projektionsfläche familiärer Schuld, Intrigen und unerfüllter Liebe.
Während alte Konflikte erneut aufflammen, tauchen uneheliche Halbgeschwister auf, dunkle Geheimnisse werden enthüllt – und Mercedes, inzwischen aus der Psychiatrie entflohen, hält Ana für ihre totgeglaubte Schwester. Der Kreis aus Obsession, Rache und verdrängter Vergangenheit beginnt sich erneut zu drehen.
Staffel Fünf
Marimar 1994
Vom Strandmädchen zur eleganten Rächerin: Marimar wächst in Armut am Meer auf, bis sie sich in Sergio verliebt – den Sohn eines reichen Großgrundbesitzers. Nach einer heimlichen Hochzeit wird sie von seiner Stiefmutter grausam gedemütigt, fälschlich verhaftet und durch einen Brandanschlag zur Waise gemacht. Verraten und entrechtet schwört Marimar Rache.
Unter neuer Identität als Bella Aldama und mit Unterstützung ihres leiblichen Vaters kehrt sie in die Gesellschaft zurück – gebildet, wohlhabend und entschlossen. Sie bringt ihre Peiniger zu Fall, konfrontiert ihre Vergangenheit und lässt Sergio zappeln, bis sich ihre Liebe erneut Bahn bricht. Nach dramatischen Wendungen, Rivalinnen, Vergeltung und Versöhnung findet sie am Ende zu sich – und zurück zur Liebe.
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